Gaststätte Deutsches Haus

Das „Deutsche Haus“ in Friedewalde  –  ein Stück unserer dörflichen Geschichte.

Zusammengetragen von Horst Traue – inspiriert durch Zeitzeugen
Quelle: Friedewalder Heimatblätter, November 2004

Wer kennt noch das „Deutsche Haus“, wie es auf diesem Foto zu sehen ist?

Im Dorfmittelpunkt gelegen, direkt an der Ortsdurchfahrt, präsentierte sich diese dörfliche Gaststätte den Durchreisenden. Von größerer Bedeutung war das Gasthaus aber für den Ort selbst, als Treffpunkt vieler Vereine und als Veranstaltungsort für viele Festlichkeiten. Heute ist das Gebäude als Alten- und Pflegeheim bekannt.

Das „Deutsche Haus“ wurde 1904 in Friedewalde erbaut. Eine Steintafel, die zur Lavelsloher Straße hin angebracht wurde überliefert uns:

Erbaut von Wilhelm Kruse und Frau Luise Kruse geb. Prange, 1904

In dem großen Hauptgebäude war die Gastwirtschaft untergebracht, daran angegliedert war ein Kolonialwarengeschäft. Weiterhin befanden sich Wohnungen in dem Gebäude.

Ältere Friedewalder erinnern sich daran, daß der erste Gastwirt Heinrich Bredemeier auch Betreiber des Kolonialwarenladens war und ebenso die Wohnungen vermietete. So war die Arztpraxis von Dr. Wilhelm Vinke sen. in den ersten Jahren in den Zimmern hinter den Verkaufsräumen untergebracht.

Hinter dem unterkellerten Hauptgebäude, einem doppelstöckigen Backsteinbau, befanden sich längs die Stallungen und quer dazu die Scheune. Als weitere Erwerbsgrundlange wurde Milchvieh gehalten und Schweinezucht betrieben.

Als nach dem ersten Weltkrieg günstige Preise für Mastschweine gezahlt wurden, entstanden in Friedewalde mehrere große Mastställe. So bei  Hasemanns Molkerei und auf der Stätte 12 bei Knesen. Allerdings waren die guten Preise nicht von Dauer. Originalton von Heinrich Ruhe:  „Der ruinöse Preisverfall für Schweine um 1930 ließ diese Ställe schnell wieder verschwinden“.

So fanden auch die Ställe am „Deutschen Haus“ eine andere Nutzung. Die Scheune im Westteil diente eine zeitlang den Friedewalder Sportlern als Übungstreff. Die Turner hatten hier Barren, Reck und Pferd aufgebaut; die Schlagball-Leute studierten hier Theorie, geübt wurde allerdings auf den Wiesen.

Im Jahr 1932 wurde dann die Landwirtschaft in den Stallungen ganz aufgegeben und an der Stelle ein Saalbau geplant. Dieser wurde als ständerloser Saal konzipiert. Das war neu und einmalig in dieser Region. Neben der Bühne erhielt der Saal auch eine Parkettscherenbahn als Kegelbahn.

Der Neubau wurde von den örtlichen Handwerkern übernommen. Die Stundenlöhne betrugen zu der Zeit:

1,80 RM       Sattlerei Bohnenberg/Drees

1,40 RM       Montagestunden EMR

1,65 RM       Spellmann

0,50 RM       Klempnerei L. Grannemann

0,60 RM       Zimmermeister W.Ruhe

An die Saaldecke wurden von Malermeister W.Wilk sämtliche Wappen der hiesigen Vereine gemalt – eine Meisterleistung. Bei der großen Renovierung 1970/71 wurden diese Deckenmalereien leider überstrichen.  Alle örtlichen Feste wie Gluckenfest, Maifeier, Sedanfest, Schützenfest und Kranzreiten wurden damals in dem Saal im „Deutschen Haus“ gefeiert.

Eine neue Ära begann 1939 mit der Verpachtung an W. Borcherding und Frau. Sohn Karl Heinz Borcherding war zu diesem Zeitpunkt 2 Jahre alt und konnte damals sicher noch nicht wissen, daß er später mit Ehefrau Irmgard den Betrieb weiterführen würde. Als weitere Festivität wurde ab 1957 von der Feuerwehr  am Rosenmontag jeweils Karneval gefeiert. Vielen ist diese Feier als das legendäre „Kappenfest“ in Erinnerung. Manch „Auswärtiger“ lernte dort seine spätere Braut kennen.

1988 wurde das gesamte Areal von Reinhard Kruse erworben und zum Alten- und Pflegeheim umgebaut.