In Buchform: Der Stammbaum der Familie Schwier. Foto: Jürgen Krüger

Friedewalde. Neulich hatte Marianne Traue (82) Besuch aus Holland. Jurjen Cornelis Schwier (78), seine Ehefrau Antje Schwier-Paul (79), Enkelsohn Tom Schwier (24) und Leo Paul (67), der Bruder von Antje Schwier-Paul, hatten sich angekündigt. Sie waren auf der Suche nach ihren Wurzeln, und haben sie tatsächlich und endlich in Friedewalde gefunden. Jurjen Schwier und Ehefrau Antje betreiben nämlich Ahnenforschung und haben ihren Stammbaum in einem Buch aufgeschrieben. Sie wussten, dass die Vorfahren von Jurjen Schwier aus Friedewalde stammen. Sie wussten aber nicht, in welchem Haus sie gewohnt haben.

Der Name Schwier ist in der Region gängig

Bereits vor einigen Jahren waren Jurjen Schwier und seine Gattin in Friedewalde unterwegs gewesen. “Wir haben bei ein paar Bewohnern geklingelt und nach dem Namen Schwier gefragt. Aber davon gibt es hier in der Region ja einige”, sagt Jurjen Schwier rückblickend. Ohne Ergebnis reisten sie wieder ab. Der Durchbruch gelang dann im Juli 2024. Das Ehepaar unternahm einen weiteren Versuch, in dem sie Karl-Christian Ebenau in einer E-Mail um Hilfe baten. Sie suchten das Geburtshaus von Johann Heinrich David Gottlieb Schwier, geboren am 29. September 1798 in Friedewalde. Die Hausnummer war 70, der Beiname sollte “Rosenmöller” gewesen sein.

Eine nette Runde: Leo Paul (v. l.), Antje Schwier-Paul, Karl-Christian Ebenau, Marianne Traue, Tom Schwier und Jurjen Cornelis Schwier, hier im Garten von Anne Traue. Foto: Jürgen Krüger

Der Durchbruch: Aus Rosenmöller wird Roßmöller

Mit “Rosenmöller” konnte der ehemalige Friedewalder Ortsbürgermeister und aktuelle Vorsitzende des Heimatsvereins zunächst nichts anfangen. Trotzdem ging ihm ein Licht auf, er ahnte etwas. “Roßmöller” machte Sinn, denn Roßmöller ist der Beiname des Hofes, auf dem Anne Traue und ihr vor neun Jahren verstorbener Ehemann Horst lebten, und wo Anne Traue auch heute noch wohnt. Mit seiner Ahnung und Hoffnung fuhr Karl-Christian Ebenau aber erst zu Anneliese Trölenberg, dem historischen Gewissen unseres Dorfes. “Anneliese hat meine Vermutung bestätigt. Bei Roßmöllers haben Leute mit dem Nachnamen Schwier gelebt”, sagt Karl-Christian Ebenau, der durchaus öfter solche Anfragen bekommt.

“Es fasst mich schon an”

Gänzlich Klarheit brachte dann aber ein Gespräch mit Anne Traue, die in der eigenen Ahnenforschung firm ist. Auch sie bestätigt sofort die Verbindung ihre Hofes mit dem Namen Schwier, der sogar auf der Grundsteinplatte am Giebel ihre Hauses in der Galgenheide verewigt ist. Karl-Christian Ebenau stellte den Kontakt her, und am Montag,12. August 2024, besuchten die Holländer Anne Traue in Friedewalde. Sie hatten sich für ein paar Tage in Warmsen auf einem Campingplatz niedergelassen, um von dort aus zu ihren Wurzeln zu fahren. Und der Besuch ist durchaus emotional, wie es Jurjen Schwier anzumerken ist. “Es fasst mich schon an, an dem Ort zu sein, an dem meine Vorfahren gelebt haben”, sagt der 78-Jährige, der mit seiner Frau heute in Woerden bei Utrecht wohnt.

Grundsteinplatte: In der driten Zeile taucht der Nachname Schwier auf. Foto: Jürgen Krüger

Ältere Kirchenbücher sind zerstört

Johann Heinrich David Godlieb Schwier war in Roßmöllers Haus geboren. Im Alter von 24 Jahren (1822) verließ er laut Gemeinderegister Friedewalde. Den nächsten belegten Eintrag gibt es erst acht Jahre später, als er sich 1830 in Amsterdam anmeldete. Was in den acht Jahren dazwischen geschah, bleibt unklar. “Er soll als Zuckerbäcker gearbeitet oder als Landarbeiter unterweg gewesen sein”, vermuten die Nachfahren des am 22. Dezember 1858 in Amsterdam verstorbenen Johann Heinrich David Godlieb Schwier. “Bei uns war es so, dass immer nur Töchter als Erben vorhanden waren”, verrät Anne Traue, warum der Name Schwier bei “Roßmöllers” verschwunden ist. Schließlich hat ja auch der Ur-Ur-Opa von Jurjen Schwier das Gehöft in Friedewalde verlassen. Der Stammbaum der Schwiers beginnt mit der Geburt von Johann Schwier im Jahr 1798. Über den Vater Heinrich Schwier ist nicht einmal das Geburtsjahr bekannt. Und die weitere Suche wird wohl schwierig sein. “Die älteren Kirchenbücher von Friedewalde sind in der Folge des zweiten Weltkrieges zerstört worden”, erklärt Karl-Christian Ebenau.

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